7 april 1946 7 april 1946 : Gedenktag Der historische Kontext Nach der Razzia des 6. Aprils 1944 wendet sich Sabine Zlatin an Vichy mit der Bitte, ihr zu helfen, die in Izieu verhafteten 44 Kinder und 7 Erwachsene zu retten. Sie sammelt die zurückgelassenen Sachen im Kinderheim ein und bewahrt sorgsam Briefe und Zeichnungen der Kinder bei sich auf. In dieser Handlung liegt ihre erste Geste für das Andenken der Kinder von Izieu. Im Anschluss daran engagiert sie sich für den französischen Widerstand und koordiniert den Empfang der überlebenden Deportierten im Hotel Lutétia in Paris. Das internationale Militärgericht von Nürnberg wird ab dem 20. November 1945 bis zum 1. Oktober 1946 geschaffen, um die größten Nazi-Verbrecher zu verurteilen. Am 5. Februar 1946 erinnert Edgar Faure an die Izieu-Affäre vor dem internationalen Militärgericht. Er liest das Telegramm, das von Klaus Barbie unterzeichnet wurde, und fügt folgenden Kommentar hinzu: « Ich glaube, man kann sagen, dass es tatsächlich etwas noch Schockierenderes und Schrecklicheres gibt als die Tatsache, dass diese Kinder tatsächlich entführt wurden. Das ist der verwaltungstechnische Charakter, die Berichterstattung, die hierarchisch erfolgt, die Konferenz, in der verschiedene Beamte in aller Ruhe darüber sprechen, wie eines der normalen Verfahren ihres Dienstes. Denn alle Räder eines Staates, ich spreche vom Nazi-Staat, werden bei einem solchen Anlass in Bewegung gesetzt, und für einen solchen Zweck.“ 1946 fanden sehr wenige Gedenkfeiern dieser Größenordnung statt, um den jüdischen Kindern und Erwachsenen zu gedenken. Rede vos Gaston Lavoille Die ergänzung des „progrès“ herunterladen Die Organisation der Gedenkfeier Am 24. Juli 1945 bittet Sabine Zlatin den Präfekt des Ain in einem Brief um die Organisation eines Gedenktages in Izieu und Brégnier-Cordon. Viele Menschen um Sabine Zlatin mobilisieren sich und das Organisationskomitee wird gegründet. Es versammeln sich Abgeordnete, Einwohner, hoch angesehene Persönlichkeiten… Auf Initiative der lokalen Mandatsträger wird eine öffentliche Spendenkampagne gestartet, mit der es möglich ist, den Gedenkstein in Brégnier-Cordon und die am Haus hängende Gedenktafel mit den Namen aller deportierten Kinder und Betreuer in Izieu zu finanzieren. 771 Spender wurden an diesem Tag im Departement Ain identifiziert, darunter Einzelpersonen, Gebietskörperschaften, Vereine und Schulen vor allem aus dem Herzen des Bugey, aber auch aus ganz Frankreich, insbesondere aus den Departements Isère, Savoie, Haute-Savoie, Rhône, Paris, Hérault und den Alpes Maritimes. Karten der 1946 in Frankreich gesammelten Beträge © Maison d’Izieu Karten der im Departement Ain 1946 gesammelten Beträge © Maison d’Izieu Schon zu Beginn des Projekts – so die Verkehrskommission – ist die Veranstaltung als eine große Volksversammlung geplant, zu der man mit der Familie geht: dafür muss jeder nach Izieu kommen können. In den Nachkriegsjahren war das eigene Auto im Gegensatz zu Fahrrad und Bus nicht das am weitesten verbreitete Verkehrsmittel. In einem Umkreis von etwa 50 Kilometern wurde also eine besondere Verwaltung eingerichtet – 8 Buslinien, 20 Hin- und Rückfahrten –, um der Zeremonie am Sonntag, den 7. April 1946, beiwohnen zu können. Herr Gonnet, Direktor des Unternehmens „Transport Gonnet“ und Mitglied des Komitees, verantwortlich für die Transportkommission, wird den gesamten Erlös des Tages vom 7. April für die Spendenaktion in Höhe von 33 465 Franken überweisen. Die Busse „Thomas“ von Lhuis und „Brunel et Chapot“ von Belley werden diesem Beispiel folgen und 2.185 Francs bzw. 1.500 Francs einbringen. Für was stehen die beiden Gedenkfeiern? In Izieu, die trauer Die Gedenktafel vereint die Namen der 44 Kindern und den 7 Erwachsenen, die am 6. April 1944 durch die Gestapo von Lyon deportiert wurden. Einige Familien der Opfer versammeln sich um Sabine Zlatin und Léon Reifman, andere wie zum Beispiel Léa Feldblum (einzige Überlebende der Razzia) oder die Familie Halpern konnten nicht zur Gedenkfeier kommen. Es ist ein Moment der Andacht in Erinnerung an die Kinder und Erwachsenen des Kinderheims von Izieu, aber auch ein Moment, um den Opfern eine Grabstätte zu geben. In Brégnier-Cordon, die erinnerung Der Gedenkstein ist mit einem von Sabine Zlatin entworfenen Flachrelief geschmückt, das zwei Kindergesichter vor einem Davidstern darstellt, der von einem Dolch bedroht wird, welcher von einem Hakenkreuz überragt wird. Er trägt mehrere Inschriften. Unter dem Flachrelief stehen von Sabine Zlatin ausgesuchte Auszüge der 17.Meditation von John Donne : « Jeder Mensch ist ein Stück des Kontinents, ein Teil des Ganzen (…), jedermanns Tod macht mich geringer, denn ich bin verstrickt in das Schicksal aller. » Interview M. Yves Pastorino, 11. Februar 2021 Herr Yves Pastorino und seine Frau am 11. Februar 2021 « Ich war am 7. April 1946 anwesend, ich war 10 Jahre alt und ich wusste nicht, was geschehen war. Ich wohnte in Les Avenières und war Teil der Fanfare. Der Leiter der Fanfare von Les Avenières war M. Parmentier, er wohnte im alten Hafen von Cordon. Der Bürgermeister von Brégnier-Cordon hatte ihn gebeten die Gruppe zu unterstützen, die aus Kavallerie-Trompeten, Signalhörnern und Bass-Signalhörnern bestand. Die Gruppe traf sich am Freitagabend in Les Avenières, um für die Zeremonie am Sonntag zu proben. Ich spielte das Jagdhorn. Ich erinnere mich an eine Gedenkfeier für die Kinder nachmittags an der Maison d’Izieu, an der ich teilgenommen habe und ich erinnere mich, dass ich nach dem Mittagessen mit dem Fahrrad dorthin gefahren bin.“ Bericht von Daniel Maitre, Einwohner von Brégnier-Cordon Daniel Maître am Fenster des Postamts in Brégnier-Cordon mit seiner Mutter am 7. April 1946. Daniel Maitre, ehemaliges Kind aus Brégnier-Cordon « Ich war fast 11 Jahre alt. Bald auf das Collège! An diesem späten Vormittag stand ich am Fenster meines Zimmers, um an einem feierlichen Ereignis teilzunehmen: die Einweihung des Gedenksteins in Erinnerung an die Kinder von Izieu. Ein Foto, das wahrscheinlich aus der Lokalzeitung stammt und mir das Kinderhaus von Izieu netterweise überreicht hat, zeugt von der Leidenschaft, die dieses Ereignis umgibt und zeigt mir, dass meine Erinnerung mich nicht verraten hat: Diese Silhouette am Fenster meines Zimmers, das war ich, ein Schatten der Vergangenheit, der Geist meiner Kindheit, der vor der Linse des Fotografen für immer erstarrte. Der Gedenkstein steht gegenüber von der Post, an der Kreuzung von den Straßen von Belley und Izieu. Ein elegantes Denkmal, sehr nüchtern, aus weißem Stein. Dieser sehr ergreifende Text enthält zwei Rechtschreibfehler, die erst in den 80er Jahren auf Initiative von Robert Mériaudeau, Bürgermeister der Gemeinde, korrigiert werden. Alle wichtigen Akteure des Departements nehmen an der Gedenkfeier teil, an der Seite von Frau Zlatin.“ Auszüge aus dem Buch « Mirka ou l’enfance d’un gone », das im Frühjahr 2021 unter den Poutan-Verlagen erscheint